Nomadismus ist (im deutschen Sprachraum) ein Überbegriff für die traditionelle Wirtschafts- und Gesellschaftsform der Hirtenvölker trockener und kalter Wüsten, Steppen und Tundren, in denen dauerhafter Bodenbau keine Perspektive hat. Hirtenvölker betreiben Fernweidewirtschaft auf natürlichem Weideland (mobiler Pastoralismus) und verlegen je nach Zustand der Weiden ihren Wohnort. Nomadische bzw. halbnomadische Reitervölker spielten vor allem in der eurasischen Steppe eine wichtige Rolle.
Wichtige gemeinsame Kulturelemente von Hirtenvölkern sind transportable oder leicht zu errichtende Behausungen (zumeist Zelte), ähnliche materielle Kultur und allgemein geringer Besitz.[1][2][3][4] Überdies haben Tierarten, die als Reit- oder Zugtiere genutzt werden, einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert: Sie werden umsorgt und verehrt.[5]
Als Nomaden werden jedoch nicht nur die Angehörigen der hier behandelten Hirtenvölker bezeichnet, sondern alle Menschen, die häufiger ihren Wohnplatz wechseln (→ Nomade). In dieser weiter gefassten Bedeutung wird Nomadismus – im Sinne von „Nomadentum“ – in vielen europäischen Sprachen verwendet. Zur deutlicheren Unterscheidung werden im Deutschen bisweilen die Begriffe Hirtennomadismus oder Pastoralnomadismus verwendet.
Die ganzjährige nicht-motorisierte Wanderung einer vollständigen, sich weitgehend selbst versorgenden, Hirten-Gemeinschaft mit ihrem Vieh ist heute äußerst selten. Die Verwendung des Begriffes für heutige Hirtennomaden ist deshalb umstritten.
Gleichwohl ist die ökologisch nachhaltigste, am besten angepasste und nach wie vor häufigste Bewirtschaftungsform der kargen Trockenräume die Fernweidewirtschaft.[6] Daher wird in der Fachliteratur eine Trennung der Bezeichnungen in eine kulturwissenschaftliche/historische und eine wirtschaftliche Begrifflichkeit gefordert.[1] Insofern werden die modernisierten, heute mehr oder weniger marktorientierten Formen der postnomadischen Extensivhaltung von Weidevieh häufig unter dem Begriff Mobile Tierhaltung zusammengefasst.