Nuklearkatastrophe von Fukushima

Satellitenfoto der Reaktorblöcke 1 bis 4 (von rechts nach links) am 16. März 2011 nach Flutwelle, Explosionen und Bränden
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR): Vergleichende Satellitenfotos des Katastrophengebiets vor und nach dem Tsunami infolge des „Tōhoku-Erdbebens“: Ein Küstenausschnitt nahe Iwanuma südlich Sendai in der Präfektur Miyagi (nördlich angrenzend an die Präfektur Fukushima).[1]

Als Nuklearkatastrophe von Fukushima werden eine Reihe zusammenhängender katastrophaler Unfälle und schwerer Störfälle im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi (Fukushima I) und deren Auswirkungen bezeichnet.

Am 11. März 2011 um 14:46 Uhr Ortszeit ereignete sich das Tōhoku-Erdbeben, ein Seebeben, das einen Tsunami auslöste. Die hohen Wellen beschädigten auch das an der Küste errichtete Kernkraftwerk und es entstanden Folgeschäden, die gleichzeitig in vier von sechs Reaktorblöcken abliefen. Dabei kam es in Block 1, 2 und 3 zu Kernschmelzen. In deren Folge wurden große Mengen an radioaktivem Material freigesetzt – sie entsprachen bis rund einem Fünftel der radioaktiven Emissionen der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl – und kontaminierten Luft, Böden, Wasser und Nahrungsmittel in der land- und meerseitigen Umgebung.

Bis zu 150.000 Einwohner mussten infolgedessen das Gebiet vorübergehend oder dauerhaft verlassen. Durch die Evakuierungsmaßnahmen starben je nach Schätzung zwischen mehreren Hundert und über Tausend Menschen, wobei vor allem ältere Personen betroffen waren.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Wissenschaftliche Ausschuss der Vereinten Nationen zur Untersuchung der Auswirkungen atomarer Strahlung (UNSCEAR) schätzen die gesundheitliche Gefahr infolge von Strahlenbelastung für die Bevölkerung als gering ein. Ein höheres Risiko bestand für Arbeiter, die sich während oder nach dem Unfall auf dem Kraftwerksgelände aufhielten. Der Tod eines Arbeiters im Jahr 2018 durch Lungenkrebs wurde mit seiner Tätigkeit im Kernkraftwerk in Verbindung gebracht.

Aufgrund einer Abschätzung der Gesamtradioaktivität der freigesetzten Stoffe ordnete die japanische Atomaufsichtsbehörde die Ereignisse auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse mit der Höchststufe 7 („katastrophaler Unfall“) ein.

Vier von sechs Reaktorblöcken des Kraftwerks wurden durch die Unfälle zerstört. Die japanische Regierung beschloss im März 2011 die Aufgabe des Kraftwerkes. Seit Dezember 2013 führt die IAEO alle sechs Reaktoren des Kraftwerks als „dauerhaft abgeschaltet“.[2] Der Rückbau und die Entsorgungsarbeiten werden voraussichtlich 30 bis 40 Jahre lang dauern.

Die Katastrophe führte in vielen Ländern zu einer größeren Skepsis oder einem Stimmungsumschwung zulasten der zivilen Nutzung der Kernenergie. Mehrere Länder nahmen Anpassungen an ihrer Kernenergiepolitik vor.

  1. Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Abgerufen am 8. Juni 2023.
  2. International Atomic Energy Agency: Nuclear Power Reactors in the World. International Atomic Energy Agency, 2018, S. 1–79 (iaea.org [abgerufen am 8. Juni 2023]).

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