Pelzhandel in Nordamerika

Verschiedene Hutmodelle aus Biberhaar-Filz

Der Pelzhandel in Nordamerika war eine der ersten wirtschaftlichen Nutzungen des nordamerikanischen Kontinents durch Europäer. Die Anfänge des Geschäfts lagen im 16. Jahrhundert, die größte politische Bedeutung erlangte es im 17. Jahrhundert, den ökonomischen Höhepunkt im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. In der nach dem Ersten Weltkrieg rapide industrialisierten und verstädterten Welt mit einer Bevölkerung, die viel schneller wuchs als die Pelztierpopulationen und die -zuchten liefern konnten, verlor der Pelzhandel Nordamerikas nach dem Zweiten Weltkrieg endgültig seine herausragende Bedeutung. Nur im regionalen, ländlichen Rahmen spielt er bis heute eine gewisse Rolle.

Pelzjäger und -händler gehören zu den bedeutendsten Entdeckern und Wegbereitern der europäischen Besiedlung des Kontinents; sie waren oftmals die ersten, die Kontakte zu Indianern und Eskimos aufnahmen.

Mit dem Pelzhandel verbunden sind Namen wie die englisch-kanadische Hudson’s Bay Company, die französisch-kanadische North West Company und der deutschstämmige Johann Jacob Astor und seine American Fur Company, aber auch die Russisch-Amerikanische Kompagnie und die Alaska Commercial Company.

Dabei stellte die Forschung seit den 1970er Jahren heraus, dass der Begriff Pelzhandel eine zu starke Vereinfachung darstellt.[1] Er war nicht einfach eine Vorstufe der europäischen Kolonisierung, wie noch Frederick Jackson Turner 1891 und vor allem Harold A. Innis 1930 postulierten. Heute ist deutlich, dass es ein indianischer Handel war. Für Arthur J. Ray (1978) war er sogar nur ein Aspekt des indianischen Handels.[2] Die Indianer integrierten die Neuankömmlinge zunächst in ihr Handelssystem, auch wenn die Pocken, die die Europäer mitbrachten, zahlreiche Opfer forderten. Vom Pelzhandel hingen bei vielen Stämmen die Führungsgruppen ab, oder sie etablierte sich erst durch dessen Erträge und das Prestige, das die dazugehörigen Tauschwaren, vor allem Wampum, eintrugen. Im Rahmen des Pelzhandels entstanden neue ethnische Gruppen, vor allem die Métis.

Da sich zudem die Beziehungen innerhalb und zwischen den Gruppen veränderten, sprach man von einer „fur trade society“, einer „Pelzhandels-Gesellschaft“, die vor allem der noch nicht verstädterten kanadischen Gesellschaft vor dem Ersten Weltkrieg ihren Stempel aufdrückte.

  1. Vgl. Daniel Francis, Toby Morantz: Partners in Furs: A History of the Fur Trade in Eastern James Bay 1600–1870, McGill-Queen’s University Press, Kingston und Montreal 1983.
  2. Arthur J. Ray: Fur Trade History as an Aspect of Native History, in: Ian A. L. Getty, Donald B. Smith (Hrsg.): One Century Later: Western Canadian Reserve Indians Since Treaty 7, University of British Columbia Press, Vancouver 1978.

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