Periode (Musik)

Als Periode bezeichnen Musiktheoretiker aus Vergangenheit und Gegenwart unterschiedlich geartete musikalische Abschnitte aufgrund unterschiedlicher Kriterien. Der Begriff ist also mehrdeutig.[1] Meistverbreitet dürfte heute eine Begriffsauffassung im Sinne dieser Definition sein:

„Verbinden wir zwei viertaktige Sätze von gleichem oder wesentlich gleichem Inhalt derart miteinander, daß der erste der beiden Sätze mit einem Halbschluß, der zweite mit einem Ganzschluß in der Tonart der Tonika schließt, so wird der erste zum Vorder- und der zweite zum Nachsatz, und das Ganze zu einer achttaktigen Periode.“

Alfred Richter: Die Lehre von der Form in der Musik, Leipzig 1904, S. 6.

Nach dieser Definition bilden z. B. die ersten acht Takte des Te Deum in D-Dur von Marc-Antoine Charpentier (bekannt als Eurovisionsmelodie) eine Periode, denn sie erfüllen die Kriterien

  • Zweiteiligkeit,
  • Achttaktigkeit,
  • gleichmäßige Gliederung (8 = 4+4)
  • durch einen Halbschluss in der Mitte und einen abschließenden Ganzschluss, sowie
  • motivische Entsprechung von Vorder- und Nachsatz.

Wie im Folgenden gezeigt wird, ist aber keins dieser Merkmale in der Geschichte des Begriffs zu jeder Zeit ein wesentliches Kriterium für seine Verwendung gewesen.

M.A. Charpentier, Te Deum (Präludium)

\header {
  tagline = ##f
}

upper = \relative c'' {
  \clef treble
  \key d \major
  \time 2/2
  \tempo 2 = 80

\partial 4 a4 d d8 e fis4 d a'2 fis4.\prall fis8 g4 a8 g fis g a4 e8^\markup {\center-align "Halbschluss"} d e fis e4
a, d d8 e fis4 d a'2 fis4.\prall fis8 g a fis g e4.\prall d8 d2.^\markup {\center-align "Ganzschluss"} \bar "||"

}
lower = \relative c {
  \clef bass
  \key d \major
\partial 4 d4 d2 d4 d cis a d4. d8 g,4 g d'8 e fis g a2 a8 g fis e
d2 d4 d cis a d4. d8 g4 d a' a, d2.
}

\score {
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    \new Staff = "upper" \upper
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  >>
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      \Score
      \remove "Metronome_mark_engraver"
    }
  }
  \midi { }
}
  1. Für eine ausführliche Übersicht der Auffassungen des Begriffs in der Musiktheorie seit dem Mittelalter, siehe Blumröder 1996.

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