Phonem

Ein Phonem (selten: Fonem; von altgriechisch φωνή phōnḗ „Laut, Ton, Stimme, Sprache“) ist die abstrakte Klasse[1] aller Laute (Phone), die in einer gesprochenen Sprache die gleiche bedeutungsunterscheidende (distinktive) Funktion haben.

  • Beispiel: Das vordere, gerollte und das hintere, nicht oder jedenfalls weniger deutlich gerollte r sind zwei unterschiedliche Phone (Laute), die im Deutschen aber keinen Bedeutungsunterschied zwischen Wörtern ausmachen und daher nur Varianten (Allophone) des einen Phonems /r/ sind. Konkret: Manche Personen sprechen den ersten Laut des Farbworts „rot“ mit dem deutlich gerollten (vorderen, alveolaren​[⁠r⁠]​), andere mit dem nicht oder jedenfalls weniger deutlich gerollten (hinteren, uvularen​[⁠ʁ⁠]​) r aus; jeder Hörer versteht darunter das gleiche Wort „rot“. Anders ist es, wenn man statt eines der möglichen r-Laute den Laut ​[⁠t⁠]​ verwendet: Man erhält statt des Wortes „rot“ ein gänzlich anderes Wort, nämlich „tot“. Die beiden r-Laute gehören zu ein und demselben Phonem /r/, der genannte t-Laut zu einem anderen Phonem, nämlich /t/.

Das Phonem kann somit als die kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit des Lautsystems einer Sprache definiert werden. Das Phonem ist nicht allein durch seinen Klang definiert, sondern durch seine Funktion. Phoneme sind somit Untersuchungsgegenstand der Phonologie, während die Einheiten der Phonetik (als Klangereignisse) Phone genannt werden. Beide sind zu unterscheiden von Graphemen, den kleinsten funktionstragenden graphischen Einheiten eines Schriftsystems (die auch in Alphabetschriften nicht immer genau einem Phon oder Phonem entsprechen).

  1. auch: Gesamtheit, Bündel, Abstraktion, Typ. Nach Jörg Meibauer: Einführung in die germanistische Linguistik. 2. Auflage. 2007, S. 84: „abstrakte Lautklasse“.

Developed by StudentB