Polnisch-Sowjetischer Krieg

Polnisch-Sowjetischer Krieg

Polnischer Schützengraben in der Schlacht an der Memel, September 1920
Datum 1919 bis 18. Oktober 1920 (Waffenstillstand) / 18. März 1921 (Friedensschluss)
Ort Zentral- und Osteuropa
Ausgang Sieg Polens
Friedensschluss Vertrag von Riga
Konfliktparteien

Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik Sowjetrussland
Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik Sowjetukraine

Polen 1919 Polen
Ukraine Volksrepublik Ukrainische Volksrepublik
Lettland Lettland

Befehlshaber

Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik Wladimir Lenin (Regierungschef)
Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik Leo Trotzki (Volkskommissar für das Kriegswesen)
Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik Michail Tuchatschewski (Westfront)
Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik Josef Stalin (Lemberger Front)
Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik Alexander Jegorow (Süd-Westfront)
Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik Semjon Budjonny (1. Kavallerie-Armee)

Polen Józef Piłsudski (Staatsoberhaupt)
Polen Tadeusz Rozwadowski
Polen Lettland Edward Rydz-Śmigły
Polen Władysław Sikorski
Ukraine Volksrepublik Symon Petljura

Curzon-Linie und polnische Landgewinne durch Krieg und Verträge 1919–22

Im Polnisch-Sowjetischen Krieg (russisch Советско-польская война/ Transkription: Sowetsko-polskaja woina, ukrainisch Польсько-радянська війна Polsko-radjanska wijna), auch Polnisch-Bolschewistischer Krieg genannt (polnisch Wojna polsko-bolszewicka), von 1919 bis 1921 versuchte einerseits das 1918 wiedererrichtete Polen, im Osten den historischen Grenzverlauf von 1772 wiederherzustellen und eine osteuropäische Konföderation (→ Międzymorze) unter polnischer Führung zu schaffen. Das sich noch im Bürgerkrieg befindende Sowjetrussland war andererseits bestrebt, seinen Einflussbereich in den Westen auszudehnen. In der Ukraine wurde Polen von nationalistischen Kräften unterstützt, die zuvor von den Bolschewiki von der Macht vertrieben worden waren.

Die anfänglichen Erfolge der polnischen Truppen unter Marschall Piłsudski und der sie unterstützenden ausländischen Militärverbände, die weite Landstriche der Ukraine einschließlich der Hauptstadt Kiew besetzen konnten, wurden durch die sowjetische Rote Armee nach einiger Zeit zunichtegemacht: Sie warf die polnische Armee so weit in das Landesinnere Polens zurück, dass eine Besetzung des Landes drohte. In der Schlacht von Warschau konnte die polnische Armee das Blatt wiederum wenden. Sie warf in den nachfolgenden Kampagnen die sowjetische Armee bis in die Ukraine zurück und eroberte im Polnisch-Litauischen Krieg im Oktober 1920 das Gebiet um die litauische Hauptstadt Vilnius (polnisch Wilno).

Im Vertrag von Riga, der am 18. März 1921 unterzeichnet wurde, vereinbarten Sowjetrussland, die Sowjetukraine und die Republik Polen die Akzeptanz des Waffenstillstands des Vorjahres und den Grenzverlauf zwischen der Sowjetunion und dem wieder entstandenen polnischen Staat sowie u. a. Ausgleichszahlungen. Die polnisch-sowjetische Grenze verlief nun stellenweise bis zu 250 km östlich der Linie, die 1919 eine Kommission als die Ostgrenze des wieder erstandenen Polens vorgeschlagen hatte („Curzon-Linie“).[1] Das Übereinkommen war die zweite vertragliche „Gebietsamputation“ ethnisch nichtrussischen Territoriums nach der Oktoberrevolution,[2] das vom Zarenreich Russland vorher als integraler Bestandteil seines eigenen Staatsgebietes betrachtet worden war.

  1. Norman Davies: Heart of Europe. A Short History of Poland. Oxford University Press, Oxford/ New York, ISBN 0-19-285152-7, S. 75.
  2. Stephen J. Lee: Aspects of European History 1789–1980. Routledge, London 1982. S. 155, ISBN 0-415-03468-X.

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