Querfront

Als Querfront im engeren Sinn werden antidemokratische Strategien in der Weimarer Republik bezeichnet, die versuchten, die Ideologien Nationalismus und Sozialismus miteinander zu verbinden, um die politische Macht zu erringen. Solche Bündnisse strebten Vertreter der Konservativen Revolution seit etwa 1920 theoretisch, der damalige Reichskanzler Kurt von Schleicher 1932 praktisch an.

Als Querfront im weiteren Sinn bezeichnet man die Zusammenarbeit oder Vermischung linker und rechter Positionen, um die Zustimmung zu antiemanzipatorischen Positionen zu vergrößern und Lager-übergreifende Aktionsbündnisse „quer“ zu bestehenden links- und rechtsgerichteten politischen Standpunkten herzustellen. Dies versuchten Teile des deutschen Neonazismus wie auch linksgerichtete Gruppen und Parteien mit nationalistischen Tendenzen.

Ob der historische Begriff sich auf beliebige Bündnisse von linken und rechten politischen Kräften übertragen lässt, ist umstritten. Vorgeschlagen wird daher, nur lagerübergreifende Bündnisse mit antiemanzipatorischen „inhaltlichen Schnittmengen“ wie Antisemitismus, Rassismus, Homophobie, Islamismus und Antifeminismus als Querfront zu bezeichnen.[1] Die Extremismusforschung erklärt solche Bündnisse auch aus übereinstimmenden „autoritären Dispositionen, kollektivistischen Freund-Feind-Konstruktionen und verschwörungstheoretischen antisemitischen Welterklärungen“ bei rechts- und linksgerichteten Bevölkerungsteilen.[2]

  1. Ivo Bozic: Die Querfront als weltpolitisches Phänomen. In: Liske/Präkels: Vorsicht Volk! 2016, S. 102–104.
  2. Lars Rensmann: Demokratie und Judenbild. Antisemitismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland. Springer VS, Wiesbaden 2004, ISBN 978-3-322-80454-9, S. 103

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