Riboviria

Riboviria

Im Uhrzeigersinn von oben links: TEM-Aufnahmen vom aviären Coronavirus, Poliovirus, Bakteriophage Qβ, Ebolavirus, Tabakmosaikvirus, Influenzavirus A, Rotavirus, HIV-1. Mitte: Homologie von RT und RdRP mit konservierter Palmdomäne.

Systematik
Klassifikation: Viren
Realm: Riboviria[1]
Taxonomische Merkmale
Genom: RNA
Baltimore: Gruppe 3 — 7
Wissenschaftlicher Name
Riboviria
Links
Maßstabsgerechter Querschnitt des
Sindbis-Virus, ein (+)ssRNA-Virus

Riboviria ist ein vom International Committee on Taxonomy of Viruses (ICTV) 2018/2019 neu geschaffenes Taxon der höchsten Rangstufe Realm (englisch realm).[1][2] Taxa dieser Rangstufe lösen immer mehr die alte Baltimore-Klassifikation ab.

Die Riboviria umfassen alle Viren, die eine homologe RNA-abhängige Polymerase zur Replikation verwenden. Dazu gehören

Beide Polymerasen benutzen RNA (Ribonukleinsäure) als Vorlage, die RdRP produziert daraus wieder eine RNA, die RdDP aber eine DNA (Desoxyribonukleinsäure).[4][A 1] Diese Enzyme sind für die Replikation des viralen Genoms und die Transkription der Virus-Gene in Boten-RNA (mRNA) zwecks anschließender Übersetzung (Translation) in die viralen Proteine unerlässlich. Als Teil des Re­pli­kations­zyklus eines Virus syn­thetisiert die RNA-abhängige Poly­merase auch Kopien des viralen Genoms als Teil der Virus-Replikation, d. h. des Prozesses der Schaffung neuer Viren. In einem typischen Virion (Viruspartikel) ist die RNA-ab­hängige Poly­merase auf irgend­eine Weise an das Virus-Genom gebunden und beginnt nach dem Eintritt in eine Zelle mit der Transkription des Virus-Genoms. Einzelheiten zur RdRP- und RdDP-Transkription und zur Replikation dieser beiden Viruskladen finden sich auf den Seiten der ViralZone des Schweizer Instituts für Bioinformatik (englisch Swiss Institute of Bioinformatics, SIB), insbesondere für dsRNA-Viren,[5] (+)ssRNA-Viren,[6] (−)ssRNA-Viren,[7] (+)ssRNA-RT-Viren[8] und für dsDNA-RT-Viren.[9]

Das Taxon Riboviria wurde zunächst 2018 eingerichtet, um alle RdRP-kodierenden RNA-Viren aufzunehmen. Es wurde ein Jahr später erweitert, um auch RdDp-kodierende Viren einzubeziehen. Diese beiden Gruppen von Viren werden zwei verschiedenen Virus-Reichen zugeordnet: Orthornavirae für RdRP-kodierenden RNA-Viren und Pararnavirae für RdDp-kodierende Viren, d. h. alle Viren mit reverser Transkription. Beide Gruppen stammen wahrscheinlich von nicht-viralen Elementen ab, die für reverse Transkriptase kodieren, wobei der genaue Ursprung der Orthornavirae unklar ist. Während es in diesem Realm nur wenige prokaryotische Viren gibt, umfasst er die meisten eukaryotischen Viren, einschließlich der meisten menschlichen, tierischen und pflanzlichen Viren.

Viele der bekanntesten Viruserkrankungen werden durch Viren aus der Gruppe der Riboviria verursacht, etwa durch Mitglieder der Familie Coronaviridae, durch das Ebola-Virus, HIV, Grippeviren und das Tollwutvirus. Diese und andere Viren sind im Laufe der Geschichte immer wieder aufgetreten, darunter das Tabakmosaikvirus, das erste entdeckte Virus überhaupt. Viele Viren mit reverser Transkription werden als Teil ihres Replikationszyklus in das Genom ihrer Wirtszellen integriert. Gelangen sie in die Keimbahn des Wirts, können sie ihre Fähigkeit Virionen (Viruspartikel) zu erzeugen, verlieren und werden nur noch als endogene Viren vertikal von der Elterngeneration des Wirts auf die Nachkommen übertragen. Schätzungsweise stammen bis etwa 7–8 % des menschlichen Genoms von solchen Viren ab.[10][11]

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  9. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen SIB_dsdnart.
  10. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Belshaw2004.
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