Schwul

Schwule Zweisamkeit (2022)
Transparent der Hertha-Junxx im Stadion 2011: „Hertha-Fan und schwul? Dit jeht!“

Das Wort schwul ist das weitestverbreitete deutsche Synonym für „männlich homosexuell“. Es wird im öffentlichen Sprachgebrauch[1] und in der Schriftsprache[2] verwendet; in einigen Wörterbüchern ist es als umgangssprachlich und als Eigenbezeichnung markiert. Vereinzelt wurde es auch für weibliche Homosexualität verwendet,[3] die man heute meist mit dem Adjektiv lesbisch bezeichnet. Schwul meint häufig auch das, was charakteristisch für Schwule und deren Interessen ist oder was diesen zugeordnet wird[4] (Beispiele: „schwule Zeitschrift“, „schwule Bar“,[5] „schwules Lokal“,[6]schwule Sauna[7]). In diesen Zusammenhängen hat der Begriff vor allem einen kulturellen bzw. gesellschaftlichen Bezug und ist nicht auf einen sexuellen Kontext begrenzt.

Durch Substantivierung existiert als Personenbezeichnung Schwuler (der Schwule) und als Zustand das Schwulsein sowie die eher selten verwendete Schwulheit. Verben, die sich von schwul ableiten, werden vor allem in der Schriftsprache selten verwendet.

Vor allem in der Jugendsprache findet sich schwul inzwischen auch als allgemein abwertendes Adjektiv für Gegenstände und Sachverhalte, auch wenn diese keinen direkten Bezug auf Homosexualität oder vermeintliche Unmännlichkeit haben. Diese Verwendungen mit negativer Konnotation können sich vor allem bei ungeouteten oder erst vor kurzem geouteten Jugendlichen hemmend oder negativ auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirken. Manche lehnen das Wort aus diesem Grund auch ab und ziehen neutralere und weniger wertende Ausdrücke als Selbstbezeichnung vor, wie die aus dem Englischen entlehnten Wörter gay oder queer oder die Wendung „Männer, die Sex mit Männern haben“. Der Duden empfiehlt, die diskriminierende Verwendung des Wortes schwul auch in der Umgangssprache zu vermeiden, und Menschen, die sich gegen Diskriminierung und Homophobie einsetzen, thematisieren dies jetzt vermehrt.

Schwul wird mit gay ins Englische übersetzt. In der Gegenrichtung ist zu beachten, dass gay tendenziell auch Lesben mit einschließt, was in der deutschen Sprache nur noch selten der Fall ist. Beispielsweise ist die englische Bezeichnung „gay women“ korrekt, und Ausdrücke wie „Gay Pride“ und „gay people“ beziehen sich nicht nur auf Schwule, sondern auch auf Lesben. In seiner archaischen Bedeutung kann gay auch als „fröhlich“, „glücklich“ oder „unbekümmert“ übersetzt werden.

  1. Dudenverlag: Richtiges und gutes Deutsch, 6. Auflage, 2007, ISBN 3-411-04096-3.
  2. Jody Daniel Skinner: Bezeichnungen für das Homosexuelle im Deutschen – Band II, Ein Wörterbuch. Die Blaue Eule, Essen 1999, ISBN 3-89206-903-4; Dissertation an der Universität Koblenz-Landau 1998.
  3. Ernst Johann: Deutsch wie es nicht im Wörterbuch steht. H. Scheffler, 1962, S. 156.
  4. Duden 1999, S. 3494: „schwul“:
    1.a) (von Männern) homosexuell veranlagt, empfindend
    1.b) für einen Homosexuellen charakteristisch zu ihm gehörend; auf (männlicher) Homosexualität beruhend; z. B. schwule Gesinnung, schwule Eigenschaften
    1.c) für (männliche) Homosexuelle bestimmt, geschaffen; z. B. schwule Kneipe, schwule Zeitschrift, schwule Literatur, schwule Kirchen, schwuler Werbespot, schwule Pornokinos
    2.) (selten) lesbisch; z. B. schwule Frauen im Berufsleben.
    vergleiche auch: Duden Fremdwörterbuch, 4. Aufl., 1982: „homosexuell“:
    1.) für „gleichgeschlechtlich empfindend“
    2.) als „für Homosexuelle und deren Interessen bestimmt, z. B. eine -e Bar, -e Bücher“.
  5. Kurt Tucholsky: Silvester. In: Die Weltbühne, 30. Dezember 1920, S. 768.
  6. Wolfgang Koeppen: Der Tod in Rom. Scherz & Govert, Stuttgart 1954, S. 536.
  7. Volker Elis Pilgrim: Manifest für den freien Mann. Trikont-Verlag, München 1977, S. 145.

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