Klassifikation nach ICD-10 | |
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E59 | Alimentärer Selenmangel |
E64.8 | Folgen sonstiger alimentärer Mangelzustände |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Bei Selenmangel steht dem Körper das essentielle Spurenelement Selen nicht in ausreichender Menge zur Verfügung.
Gefährdet für das Auftreten eines relevanten Selenmangels sind insbesondere Personen, die in Gegenden mit ausgeprägter Selenarmut der Böden leben, aber auch Veganer und Menschen, die über längere Zeit künstlich ernährt werden.
Selenmangel bewirkt eine verminderte Funktion selenabhängiger Enzyme, die in nahezu allen Organen vorkommen, kann also Störungen verschiedener Organsysteme verursachen. Selenabhängig sind zum Beispiel die Enzyme aus der Gruppe der Glutathionperoxidasen, die eine wichtige Rolle in der Bewältigung von oxidativem Stress spielen und bestimmte Deiodasen (Iod entfernende Enzyme), die wichtig für die Wirkung der Schilddrüsenhormone in den Körperzellen sind.
Die Bedeutung des Selens für die Stoffwechselprozesse des Menschen wurde erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erkannt, zunächst nur ansatzweise. Die erste Erkrankung, für die zweifelsfrei belegt wurde, dass sie durch Selenmangel verursacht wird, war die Keshan-Krankheit. Das ist eine Erkrankung des Herzmuskels, bei der allerdings zusätzlich auch das Vorhandensein bestimmter Viren eine wichtige Rolle spielt. Die Keshan-Krankheit kann durch Gaben von Selen sowohl behandelt als auch verhindert werden. Auch andere eindeutig durch Selenmangel bedingte Erkrankungen lassen sich durch Gaben von Selen mildern.
Die wissenschaftlichen Ergebnisse zu den Auswirkungen des Selenmangels auf viele Organsysteme sind zum Teil noch widersprüchlich. Einige Erkrankungen, für die (bisher) nicht Selenmangel als Ursache identifiziert wurde, sprechen trotzdem auf Selengaben an. Einheitliche Empfehlungen zur Substitution von Selen zur Behandlung dieser Erkrankungen existieren aber nicht. Die Angaben darüber, welche Mengen von Selen gesunde Individuen täglich aufnehmen sollten, sind ebenfalls uneinheitlich.
Das Gegenteil von Selenmangel – eine Überversorgung mit Selen – wird als Selenose bezeichnet.