Semantische Rolle

Semantische Rollen – auch thematische Rollen genannt – sind ein Konzept der Linguistik, mit dem die Bedeutungseigenschaften erfasst werden sollen, die den Ergänzungen eines Prädikats dadurch zukommen, dass sie in Verbindung mit diesem Prädikat interpretiert werden.

Der am meisten betrachtete Fall sind Verben, die Ereignisse bezeichnen: Dann bezeichnen z. B. Subjekt und Objekt des Verbs Teilnehmer dieses Ereignisses, die dabei verschiedene „Rollen“ einnehmen. Beispielsweise kann in dem Satz Die Katze fraß die Maus das Subjekt „die Katze“ als Teilnehmer charakterisiert werden, der das Ereignis verursacht (ein sogenanntes Agens) und das Objekt „die Maus“ als der Teilnehmer, der in dem Ereignis eine Veränderung erfährt (Patiens oder Thema genannt). Diese Rollenvergabe ist abhängig von der Wortbedeutung des Verbs „fressen“ (von dem Subjekt und Objekt auch grammatisch abhängen, da es das Prädikat dieses Satzes bildet).

Bedeutsam ist das Konzept der semantischen Rollen durch Versuche, aus solchen Bedeutungseigenschaften grammatische Eigenschaften von Satzteilen zu erklären, vor allem die Zuordnung von Verbergänzungen zu den syntaktischen Funktionen Subjekt und Objekt. Hierbei wird eine Hierarchie der Rollen erstellt, die die Teilnehmer nach Subjektwürdigkeit und Objektwürdigkeit ordnet. Diese Anordnung dient zur Herleitung des Aktiv-Satzes, also des grammatischen Normalzustandes. Zusätzlich können aber grammatische Prozesse diese Anordnung nochmals abwandeln; dies sind dann Diathesen wie das Passiv. Das Konzept der semantischen Rollen bezieht sich also auf eine tieferliegende Ebene in der Analyse des Satzes, so dass auch Bedeutungsaspekte und grammatische Eigenschaften von Satzteilen analytisch getrennt werden.

Aufgrund des Rückgriffs auf Bedeutungseigenschaften wird in klassischen Theorieansätzen sogar erwartet, dass sich hiermit Bedingungen formulieren lassen, die Universalien darstellen, also unabhängig von der Grammatik einer Einzelsprache sind. Semantische Rollen nehmen insbesondere in vielen funktionalistischen, sprachvergleichend orientierten Theorien der Grammatik eine zentrale Rolle ein, sind aber andererseits auch dafür kritisiert worden, dass sie nicht präzise definierbar seien und kein konsistentes System ergäben, das grammatische Muster vollständig vorhersagen kann.


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