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Der Spanische Erbfolgekrieg war ein zwischen 1701 und 1714 ausgetragener dynastischer Erbfolgekrieg zwischen den Herrscherhäusern Habsburg und Bourbon um die Nachfolge Karls II., des letzten Habsburgers auf dem spanischen Thron, und um das Mächtegleichgewicht in Europa.
Im Kampf um die Herrschaft über Spanien, dessen europäische Nebenländer und sein ausgedehntes Kolonialreich standen sich das Frankreich Ludwigs XIV. und die Alliierten der Haager Großen Allianz gegenüber. In dieser hatten sich die Habsburgermonarchie und das Heilige Römische Reich mit dem Königreich England, den Vereinigten Niederlanden, Preußen und weiteren Mächten verbündet.
Das Aussterben der spanischen Linie des Hauses Habsburg war seit den 1690er Jahren absehbar. Als Erben des kinderlosen Karl II. kamen am Ende nur zwei Nachkommen seines Vaters, König Philipps IV. von Spanien, in weiblicher Linie infrage: der französische Prinz Philipp von Anjou, Enkel König Ludwigs XIV., oder der österreichische Erzherzog Karl, Sohn Kaiser Leopolds I. Um einen Krieg um das Erbe zu vermeiden, schlossen die europäischen Mächte 1698 und 1699 zwei Teilungsverträge ab. In Madrid setzte sich jedoch eine starke Hofpartei dafür ein, den von Spanien beherrschten Länderkomplex möglichst ungeteilt zu erhalten. Dazu gehörten die Königreiche Neapel, Sizilien und Sardinien, das Herzogtum Mailand, die Spanischen Niederlande und die ausgedehnten überseeischen Besitzungen des Spanischen Kolonialreichs in Amerika, Afrika und Asien. Unterstützt vom französischen Gesandten gelang es den Granden, Karl II. dazu zu bewegen, Philipp von Anjou testamentarisch als Alleinerben einzusetzen. Bald darauf, am Allerheiligentag des Jahres 1700, starb der König.
Als der Inhalt seines Testaments am französischen Hof bekannt wurde, entschied Ludwig XIV., sich nicht an den jüngsten Teilungsvertrag zu halten, sondern die spanische Krone im Namen seines Enkels anzunehmen. Dies wiederum veranlasste Leopold I., im Frühjahr 1701 militärisch gegen das spanische Mailand vorzugehen. Im Spätsommer traten die Seemächte England und die Niederlande der erneuerten Allianz gegen Frankreich bei. Der Krieg endete erst nach über zehn Jahren durch den Frieden von Utrecht von 1713 und den Rastatter Frieden von 1714. Frankreich gelang es zwar, Philipps Anrecht auf den spanischen Thron durchzusetzen, aber das Ergebnis des Konflikts war schließlich doch die Teilung und der endgültige Niedergang der spanischen Monarchie sowie die Eindämmung des französischen Hegemoniestrebens. Österreich stieg dagegen zur europäischen Großmacht und Großbritannien zu einer führenden Seemacht auf. Bis heute nachwirkende Folgen des Kriegs sind das Königtum der spanischen Bourbonen und der britische Besitz Gibraltars.
Der Spanische Erbfolgekrieg war ein letzter Kulminationspunkt des 250 Jahre währenden habsburgisch-französischen Gegensatzes. Die Kämpfe in Europa fanden vor allem in Spanien, den Niederlanden, im Rheinland, in Bayern und in Oberitalien statt. Mit dem Queen Anne’s War von 1702 bis 1713, dem zweiten der vier „Franzosen- und Indianerkriege“, in denen Frankreich und Großbritannien um die Vorherrschaft in Nordamerika fochten, reichten die Auseinandersetzungen jedoch weit über den alten Kontinent hinaus. Wegen seiner Dauer und seiner Ausdehnung gilt der Konflikt vielen Historikern nicht als begrenzter Kabinettskrieg des 18., sondern vielmehr als ein Vorläufer der Weltkriege des 20. Jahrhunderts.