Spekulation (Philosophie)

Spekulation (von lateinisch speculari ‚beobachten‘) ist eine philosophische Denkweise zu Erkenntnissen zu gelangen, indem man über die herkömmliche empirische oder praktische Erfahrung hinausgeht und sich auf das Wesen der Dinge und ihre ersten Prinzipien richtet. Der griechische Begriff theoria (Betrachtung) wurde im Lateinischen durch speculatio übersetzt und bedeutete zugleich contemplatio.

Hans Reichenbach, der für eine „wissenschaftliche Philosophie“ eintritt, hält Spekulation für die Übergangszeit, in der Philosophen Fragen stellen, die sie mit vorhandenen logischen Mitteln noch nicht beantworten können.[1] Auch in der Umgangssprache wird Spekulation einerseits in dem Sinne aufgefasst, dass Behauptungen gemacht werden, denen eine rationale Grundlage fehlt. Andererseits wird Spekulation in der Alltagssprache gebraucht, wenn es um Aussagen geht, die sich erst in der Zukunft als falsch oder richtig erweisen können. Karl Popper verteidigt spekulatives Denken als einen Weg, zu Theorien zu gelangen.[2] Damit sie als "wissenschaftlich" akzeptiert werden, müssen sie jedoch kritisch geprüft werden.[2] Ähnlich gilt nach Paul Lazarsfeld für die empirische Sozialforschung: Statistische Resultate können nur erlangt werden als Antworten auf vorangegangene Spekulationen.[3]

  1. Hans Reichenbach: Der Aufstieg der wissenschaftlichen Philosophie. Friedrich Vieweg & Sohn Verlag, Braunschweig 2. Aufl. 1968 (The Rise of Scientific Philosophy. University of California Press, Berkeley and Los Angeles 1951). S. 6.
  2. a b Karl R. Popper: Die Welt des Parmenides. Der Ursprung des europäischen Denkens. (Hg. Arne F. Petersen, Mitarbeit Jørgen Mejer): Piper, München/ Zürich 2005, ISBN 3-492-24071-2, S. 38f.
  3. Paul Lazarsfeld, Bernard Berelson, Hazel Gaudet: The People’s Choice. How the Voter Makes up his Mind in a Presidential Campaign. Columbia University Press : New York, London 3. Aufl. 1968, (zuerst 1944). S. 42.

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