In der christlichen Theologiegeschichte bezeichnet Spiritualismus eine Haltung, die von der Annahme der Gegenwart des göttlichen Heiligen Geistes (lat. spiritus sanctus) im menschlichen Körper bzw. in der Natur ausgeht und daher in Glaubensangelegenheiten alles als äußerlich Angesehene für unwesentlich hält oder sogar ganz ablehnt: von der Kirche als Institution und den Sakramenten und Dogmen in manchen Fällen bis hin zum schriftlich fixierten Bibelwort.
Zuweilen taucht der Ausdruck „Spiritualismus“ als Fehlübersetzung aus dem Englischen auf, wo spiritualism aber Spiritismus bedeutet.
Gelegentlich wird der Terminus als typologischer Begriff für die gesamte Christentumsgeschichte benutzt. Allgemeiner verbreitet ist er aber für eine Strömung, die erst in der Reformationszeit aufkam, sich im 16. und 17. Jahrhundert feststellen lässt und ihre Nachwirkung vor allem im Pietismus und bei den Dissentern hatte.[1] Wegen der Abhängigkeit von der mittelalterlichen Mystik, wie sie etwa durch Johannes Tauler oder die Theologia deutsch vertreten wurde, wird die Strömung oft auch als „mystischer Spiritualismus“ bezeichnet.