Stotra

Illustration aus einem Vishnusahasranama-Manuskript von 1690

Stotras (auch Stavas oder Stutis) sind religiöse Texte des Hinduismus, die gesungen oder rezitiert werden. Es handelt sich bei diesen Texten um Sanskrit-Hymnen. In den Stotras wird oft ein vereinfachtes Sanskrit verwendet. Stotras enthalten Reime, Alliterationen, Metren und Refrains. Die Texte stellen im Allgemeinen Hymnen dar, die eine bestimmte Gottheit verehren und preisen, es gibt jedoch auch andere Stotras, die z. B. Heilige oder Lehrer wie Shankara preisen. Bekannte Stotras sind die Lieder des Gitagovinda.

Nama-Stotras stellen Listen von Namen, Eigenschaften, Attributen und Beschreibungen einer bestimmten Gottheit dar. Diese werden oft in Tempeln rezitiert. Nama-Stotras sind beispielsweise im Brahmanda-Purana enthalten.[1]

Shri Maruti (Hanuman)-Stotra

In der indischen Literatur liegen sehr viele unterschiedliche Typen von Stotras vor, einige stellen formelhafte Gebete dar, während andere ausgearbeitete, komplexe Dichtungen sind. Im Allgemeinen handelt es sich jedoch um devotionale Poesie, die größtenteils direkt eine Gottheit anspricht. Viele Stotras werden berühmten Persönlichkeiten wie Shankara, Vedanta Deshika oder Abhinavagupta zugeschrieben, häufig sind die Verfasser aber auch anonym.

Ein großer Teil der Stotras ist an die Hauptgottheiten Shiva, Vishnu oder die Göttin (Mahadevi, Lakshmi, Durga usw.) gerichtet oder an andere wichtige Gottheiten wie Surya, Ganesha und die Planeten. Nahezu jede hinduistische Gottheit hat eigene Stotras. Abgesehen von Stotras an diese Götter gibt es auch Stotras die Ereignisse wie Shivas Tandava besingen oder Pilgerorte (zum Beispiel den Ganges) und spirituelle Lehrer. Neben diesen konkreten Stotras gibt es auch solche, die abstrakte, philosophische Ideen und Realitäten beschreiben.

Die Stotras werden nicht nur nach den jeweiligen Gottheiten unterschieden, sondern sie können auch nach verschiedenen Zwecken unterschieden werden: Es gibt zum Beispiel eigene Stotras für Pujas, Stotras die das rituelle Wecken der Gottheit am Morgen begleiten oder Stotras die zur Vergebung von Sünden dienen. Im Allgemeinen dienen Stotras an Gottheiten auch weltlichen Zwecken wie Anrufung um Schutz, Gesundheit und Reichtum. Am Ende eines Stotras gibt es zumeist Verse, die Phalashrutis genannt werden. Diese geben Aufschluss über die Funktion des jeweiligen Stotras und die Art, wie es zu rezitieren ist. Die Phalashrutis beschreiben, welchen Nutzen das Stotra hat und es können auch Beschreibungen vorliegen, wie oft ein Stotra zu rezitieren ist. Dies deutet darauf hin, dass Stotras ähnliche Funktionen wie Mantras haben.

Stotras, die auf Sanskrit sowohl öffentlich als auch privat rezitiert werden, sind eine der wichtigsten Formen der Verwendung von Sanskrit-Texten in der hinduistischen Religion.[2]

  1. Cush, Robinson, York: Encyclopedia of Hinduism. London 2008, S. 712 f.
  2. Knut A. Jacobsen, Johannes Bronkhorst (Hrsg.): Brill's Encyclopedia of Hinduism; Vol. II. Leiden (u. a.), Brill 2010, S. 193–195

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