Verb der Bewegung

Verben der Bewegung sind eine Bedeutungsklasse von Verben, die in der sprachwissenschaftlichen Literatur viel untersucht worden ist. Sie stehen im Zusammenhang mit allgemeinen Fragen des Ausdrucks räumlicher Relationen und sind eines der Paradebeispiele für die Untersuchung der Frage, wie Wahrnehmungskategorien und Konzepte in der Sprache abgebildet werden.[1] Die Verwendung von Bewegungsverben steht auch in enger Wechselwirkung mit der Grammatik von Lokaladverbialen, also z. B. räumlichen Präpositionen und Adverbien. Bewegungsverben weisen in einigen Sprachen auch noch weitere grammatische Besonderheiten auf.

Bewegungsverben im engeren Sinne sind Verben, die einen Ortswechsel bezeichnen, also eine Veränderung der Lokalisierung eines Gegenstands im Raum. Ortsveränderung ist zu unterscheiden von einer inneren Bewegung in einer Person oder einem Gegenstand (z. B. zittern, winken oder sich beugen). Manche Bewegungen haben jedoch beide Komponenten zugleich (z. B. rollen), oder es können Verben in beiden dieser Bedeutungen verwendet werden:[2]

  • Die Erde dreht sich (um ihre eigene Achse) — innere Bewegung
  • Die Erde dreht sich um die Sonne — Ortsveränderung im Raum

Weitere Beispiele für Bewegungsverb-Konstruktionen im Deutschen sind:

  • aus der Dusche springen,
  • zur Arbeit eilen,
  • nach Hause schlendern.

Bewegungsereignisse sind aus dem Zusammenwirken verschiedener Faktoren zu verstehen: Beteiligt sind Individuen wie der Bewegungsträger selbst, ggf. zusätzlich eingesetzte Fortbewegungsmittel; ferner erfolgt die Lokalisierung im Raum anhand von Gegenständen, deren Position als Bezugspunkt benutzt wird. Dazu sind Komponenten zu beschreiben wie Pfad und Richtung der Bewegung, sowie die Art und Weise der Bewegung (einschließlich Geschwindigkeit, Fortbewegungsmethode etc.). Bewegungsverben können demzufolge in Unterklassen eingeteilt werden, je nachdem, welche dieser Faktoren sie ausdrücken bzw. implizit lassen.[3]

  1. Kurze Übersicht hierzu: Ladina B. Tschander: Bewegung und Bewegungsverben. DFG-Projekt ‚Axiomatik räumlicher Konzepte‘ (Ha 1237-7) und das Graduiertenkolleg Kognitionswissenschaft an der Universität Hamburg, S. 25–30.
  2. Die Beispiele zu drehen aus: Christopher Habel: Drehsinn und Reorientierung. Modus und Richtung beim Bewegungsverb drehen. In: G. Rickheit (Hrsg.): Richtungen im Raum. DUV, Wiesbaden 1999, S. 101–128.
  3. Leonard Talmy: Lexicalization Patterns: Semantic Structure in Lexical Forms. University of California, Berkeley 1987. (Originale Publikationsstelle dieses Textes siehe Angaben dort)

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