Visuell evoziertes Potential

Kontrastumkehr eines Schachbrettmusters mit Fixierpunkt

Visuell evozierte Potentiale (VEP, auch: VECP = visually evoked cortical potentials) sind durch visuelle Stimulation der Netzhaut hervorgerufene Potentialunterschiede geringer elektrischer Ladungen, die über dem Bereich der Sehrinde am Hinterkopf von der Haut abgeleitet werden können. Sie werden in der Neurologie und Augenheilkunde als diagnostisches Verfahren eingesetzt und gestatten eine objektive Erfassung der sensorischen Erregungsleitungen bis zur Hirnrinde.[1] Die Messung von Latenzzeit (Laufzeit) und Amplitude (Ausmaß der Erregbarkeit) der Potentiale gibt Hinweise auf die Funktion der Sehbahn und deren Bestandteile (Sehnerv, Sehrinde). Die visuelle Reizung erfolgt entweder mit Lichtimpulsen oder mit einem Schachbrettmuster, bei dem die Kontraste in kurzen Abständen umgekehrt werden. Beim Gesunden liegt die Latenzzeit für das primär kortikale Potential bei 100 Millisekunden. Auf dem Monitor ist ein negativer Ausschlag zu erkennen.

Bei Durchblutungsstörungen, degenerativen Prozessen und Entzündungen im Bereich der Sehbahn kann die Latenzzeit verzögert und/oder die Amplitude verringert sein. VEPs spielen insbesondere auch bei der Diagnostik der Multiplen Sklerose eine wichtige Rolle.

  1. Rudolf Sachsenweger (Hrsg.): Neuroophthalmologie. 3., überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart u. a. 1982, ISBN 3-13-531003-5, S. 51.

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