Weltwirtschaftskrise

Die Krise stürzte viele Familien in bittere Not: die Wanderarbeiterin Florence Owens Thompson, Kalifornien 1936 (Fotografin: Dorothea Lange)

Die Weltwirtschaftskrise zum Ende der 1920er und im Verlauf der 1930er Jahre begann mit dem New Yorker Börsencrash im Oktober 1929. Zu den wichtigsten Merkmalen der Krise zählten ein starker Rückgang der Industrieproduktion, des Welthandels, der internationalen Finanzströme, eine Deflationsspirale, Schuldendeflation, Bankenkrisen, die Zahlungsunfähigkeit vieler Unternehmen und massenhafte Arbeitslosigkeit, die soziales Elend und politische Krisen verursachte. Die Weltwirtschaftskrise führte weltweit zu einem starken Rückgang der wirtschaftlichen Gesamtleistung, der entsprechend der spezifischen volkswirtschaftlichen Voraussetzungen der Einzelstaaten nach Zeitpunkt und Intensität unterschiedlich einsetzte. Die Weltwirtschaftskrise dauerte in den einzelnen Ländern unterschiedlich lange und war zu Beginn des Zweiten Weltkriegs noch nicht in allen überwunden. Nach Jürgen Osterhammel war der Beginn der Weltwirtschaftskrise das erste ökonomische Datum von wahrhaft globalem Gewicht.[1]

Das nationalsozialistische Deutschland hatte die Weltwirtschaftskrise 1936 in wichtigen Punkten bewältigt und erreichte als eines der ersten Länder wieder Vollbeschäftigung. Die Entwicklung in Deutschland war jedoch auch geprägt von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen mit schlechten Arbeitsbedingungen sowie allgemein niedrigen Löhnen, die zunächst auf dem Niveau von 1932 eingefroren und nach einer späteren Verbesserung durch staatliche Sparprogramme wieder abgeschöpft wurden, sowie der Einführung der Wehrpflicht im März 1935. Außerdem wurde sie durch eine verdeckte Überschuldung des deutschen Staates mittels spezieller Wechselkredite unterstützt, die eine gewaltsame Expansion des Staates unumgänglich machten, wenn der Staatsbankrott vermieden werden sollte. Somit stand der Vollbeschäftigung eine massive Fehlallokation von Ressourcen und letztlich die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs gegenüber, die Deutschland 1939 auslöste und 1945 zum vollständigen Zusammenbruch des Staates führte.

In den USA gab Präsident Franklin D. Roosevelt mit den Wirtschafts- und Sozialreformen des New Deal der Nation in der Großen Depression neue Hoffnung. Anders als in vielen Ländern Europas konnte die Demokratie in den Vereinigten Staaten auch während der Weltwirtschaftskrise bewahrt werden. Der desolate Zustand der Wirtschaft wurde überwunden, Vollbeschäftigung wurde aber erst 1941 mit der Rüstungskonjunktur nach dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg erreicht. Nach dem Sieg der Vereinigten Staaten über NS-Deutschland konnte in den USA eine durch den Zusammenbruch der Märkte in Europa und Asien ausgelöste Rezession mit dem Marshallplan abgewendet werden, mit welchem die Überschüsse der US-Wirtschaft nun zum Wiederaufbau der zerstörten Länder, mit Ausnahme Osteuropas und der Teile Asiens in kommunistischer Einflusssphäre, verwendet werden konnten.

Zu den modernen wissenschaftlichen Erklärungen der Entstehungsursachen und Verlaufsbedingungen der Weltwirtschaftskrise gehören die Analysen des Keynesianismus und des Monetarismus. Zu diesen Erklärungsansätzen entwickelten sich neuere Erweiterungen. Es besteht ein wissenschaftlicher Konsens, dass aus der initialen Rezession von 1929 keine Weltwirtschaftskrise geworden wäre, wenn die Zentralbanken die Kontraktion (also die Verringerung) der Geldmenge verhindert und die Bankenkrisen durch Zurverfügungstellung von Liquidität gelindert hätten. Zur weltweiten Ausbreitung der Wirtschaftskrise trugen vor allem der internationale Krisenexport durch das damals bestehende Währungsregime des Goldstandards und der in der Weltwirtschaftskrise einsetzende Protektionismus bei.

  1. Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-61481-1, S. 96.

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