Wiesbadener Maler und Bildhauer

Alexej von Jawlensky: Selbstbildnis, 1912, Öl auf Karton, Museum Wiesbaden

Wiesbaden wirkte auf Künstler noch nie schulbildend, wie etwa die Düsseldorfer- oder die Münchner Malerschule. Auch entwickelte sich hier zu keiner Zeit eine Künstlerkolonie,[1] wie etwa in Worpswede, im hessischen Willingshausen oder im näher gelegenen Kronberg.

Schon im frühen 19. Jahrhundert wurde Wiesbadens kultureller Charakter geprägt. Dafür waren zwei Faktoren ausschlaggebend. Zum einen war (und ist) diese Stadt Sitz der Regierung und zum anderen war (und ist) sie Kurstadt. Schon 1850 klagte Hofrath Philipp Leyendecker (1801–1866), damaliger Vorsitzender des Nassauischen Kunstvereins, dass er sich „in die traurige Nothwendigkeit versetzt sehe, junge vielversprechende künstlerische Talente unseres Landes, die sich um Empfehlung ihrer Unterstützungspetitionen an uns gewandt, nur auf bessere Zeiten vertrösten zu müssen.“[2] Während der Kurbetrieb Theater und Konzert förderte, blieb die bildende Kunst begleitende Attitüde.[3]

Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert,[4] wie die 2008 geplante „Kunstarche“[5] verdeutlicht, die nunmehr mit der in den 1960er Jahren gegründeten städtischen Artothek[6] verbunden werden soll.[7] Vereint wollen sich beide Projekte zur Bestandssicherung künftig gegen das schleichende Vergessenwerden heimischer Maler und Bildhauer wenden. Das Schaffen dieser Künstler zu erhalten und darzustellen ist neben der Bauforschung der Denkmalpflege wichtiger Teil der Wiesbadener Kunstgeschichtsschreibung. Im Jahr 2010 „schlummern“ wieder einmal Werke der Wiesbadener Künstler „im Verborgenen“, was schon 1963 beklagt wurde.[8]

  1. Ausstellungskatalog: Künstlerkolonien in Europa, Im Zeichen der Ebene und des Himmels. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 2001.
  2. Freie Zeitung. 1. August 1850.
  3. Anja Baumgart-Pietsch: „Warum nicht auch Kögler und Ritschl.“ Der Kunsthistoriker Bernd Fäthke plädiert für Straßennamen nach heimischen Künstlern. Nachholbedarf, Kommentar von Manfred Gerber. In: Wiesbadener Kurier. 6. Februar 2009, S. 7.
  4. pak. Kunststipendium nur für Frauen; Kommentar von Katinka Fischer: Ehrenwert, aber nicht eben geklotzt. In: Wiesbadener Kurier. 4. März 2009.
  5. Kathinka Fischer: Ort für künstlerischen Nachlass – Wiesbadener Projekt „Kunstarche“ erhält Rückendeckung im Ausschuss. In: Wiesbadener Kurier. 13. September 2008.
  6. Katinka Fischer: Almasy ist fast immer unterwegs, Kunstverleih hat vor allem Stammkunden/Ausstellungen zum Jubiläum. In: Wiesbadener Kurier. 24. März 2009.
  7. Anja Baumgart-Pietsch: „Kunstarche“ nimmt langsam Fahrt auf, Kulturdezernat unterstützt Pläne, eine Nachlass-Stiftung Wiesbadener Künstler zu gründen. In: Wiesbadener Tagblatt. 26. März 2009.
  8. Redaktion Wiesbadener Leben. Offener Brief an Clemens Weiler. In: Wiesbadener Leben. Jg. 12, April 1963, S. 2.

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