Wiesbaden wirkte auf Künstler noch nie schulbildend, wie etwa die Düsseldorfer- oder die Münchner Malerschule. Auch entwickelte sich hier zu keiner Zeit eine Künstlerkolonie,[1] wie etwa in Worpswede, im hessischen Willingshausen oder im näher gelegenen Kronberg.
Schon im frühen 19. Jahrhundert wurde Wiesbadens kultureller Charakter geprägt. Dafür waren zwei Faktoren ausschlaggebend. Zum einen war (und ist) diese Stadt Sitz der Regierung und zum anderen war (und ist) sie Kurstadt. Schon 1850 klagte Hofrath Philipp Leyendecker (1801–1866), damaliger Vorsitzender des Nassauischen Kunstvereins, dass er sich „in die traurige Nothwendigkeit versetzt sehe, junge vielversprechende künstlerische Talente unseres Landes, die sich um Empfehlung ihrer Unterstützungspetitionen an uns gewandt, nur auf bessere Zeiten vertrösten zu müssen.“[2] Während der Kurbetrieb Theater und Konzert förderte, blieb die bildende Kunst begleitende Attitüde.[3]
Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert,[4] wie die 2008 geplante „Kunstarche“[5] verdeutlicht, die nunmehr mit der in den 1960er Jahren gegründeten städtischen Artothek[6] verbunden werden soll.[7] Vereint wollen sich beide Projekte zur Bestandssicherung künftig gegen das schleichende Vergessenwerden heimischer Maler und Bildhauer wenden. Das Schaffen dieser Künstler zu erhalten und darzustellen ist neben der Bauforschung der Denkmalpflege wichtiger Teil der Wiesbadener Kunstgeschichtsschreibung. Im Jahr 2010 „schlummern“ wieder einmal Werke der Wiesbadener Künstler „im Verborgenen“, was schon 1963 beklagt wurde.[8]