Wirklichkeit

Mit dem Begriff Wirklichkeit kann einerseits eine Auffassung verstanden werden, bei der die Welt in einem objektiven Sinne unabhängig von einem Beobachter gegeben ist und andererseits die Auffassung, dass Wirklichkeit die subjektiv geistige Welterfahrung darstellt, so wie sie sich für ein Individuum auf Basis seiner kognitiven Möglichkeiten ergibt.

So kann man bei Wittgenstein, einem Vertreter der Auffassung einer objektiv gegebenen Wirklichkeit, eine Reihe von Formulierungen finden, durch die die gesamte Wirklichkeit als die Gesamtheit der Tatsachen dargestellt wird.[1] Diese Wirklichkeit besteht unabhängig von einem wie auch immer gearteten Beobachter oder Subjekt. Dagegen steht die Auffassung, dass die Wirklichkeit eines Subjekts von seiner kognitiven Verfasstheit abhängt und nicht auf eine subjektunabhängige Darstellung weiter reduziert werden kann. Damit lebt dann beispielsweise eine Fledermaus oder ein Wurm in einer ganz anderen Wirklichkeit als wir Menschen.

Die Frage, was Wirklichkeit sein soll, ob der Mensch also die Wirklichkeit erkennen kann oder ob es nur kulturell bedingte Formen von Wirklichkeitsbewusstsein gibt, beschäftigte die Philosophie seit ihren Anfängen. Philosophische Gegenbegriffe zur Wirklichkeit sind Schein, Traum oder Phantasie. In der Philosophie unterscheidet man nach der Modalität des Seins zwischen Wirklichkeit, der „bloßen“ Möglichkeit, die nicht verwirklicht ist, und der Notwendigkeit. Eine Wirklichkeit, die nicht notwendig ist, ist kontingent, d. h., es wäre auch möglich gewesen, dass diese bestimmte Wirklichkeit so nicht eingetreten wäre. Wirklichkeit umfasst also Kontingentes und Notwendiges. Unmögliches kann niemals wirklich werden. Über das, was unmöglich ist, gibt es in verschiedenen Kulturen (und Religionen) natürlich verschiedene Ansichten.

  1. Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus. Reclam, Leipzig 1990, Ziffer 1, Ziffer 1.1 und Ziffer 2.063

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