Wittelsbach

Wappen der Grafen von Bogen, ab 1242 der bayerischen Herzöge aus dem Hause Wittelsbach (um 1300)
Geviertes Wappen Bayern-Pfalz, Scheiblersches Wappenbuch 1450–1480
Wappen der Pfalzgrafen bei Rhein von Otto Hupp im Münchener Kalender von 1903
Wappen Baiern, Zürcher Wappenrolle, ca. 1340
Wappen der Herzöge von Bayern im Armorial Gelre, 1369–1414

Das Haus Wittelsbach ist eines der ältesten deutschen Hochadelsgeschlechter. Es ist nach seinem Stammsitz im 12. Jahrhundert, der Burg Wittelsbach, benannt.[1] Aus ihm gingen jahrhundertelang die Pfalzgrafen, die späteren Herzöge, Kurfürsten und Könige von Bayern (1180–1918) hervor, ebenso wie die Pfalzgrafen bei Rhein (1214–1803 und 1816–1918), die als Herrscher der Kurpfalz Kurfürsten des Heiligen Römischen Reichs waren.

Zwei Wittelsbacher, Ludwig IV. und Karl VII., waren römisch-deutsche Kaiser (Kaiserkrönungen 1328 und 1742); ein weiterer, Ruprecht, wurde 1400 zum römisch-deutschen König gewählt. Weitere Territorien des Heiligen Römischen Reichs, die zeitweilig von Mitgliedern des Hauses regiert wurden, waren das Kurfürstentum Köln (1583–1761), das Herzogtum Jülich-Berg (1614–1794/1806), das Hochstift Lüttich (1581–1688, 1694–1723 und 1744–1763), die Mark Brandenburg (1323–1373), die Grafschaften Tirol (1342–1363/1369), Holland, Hennegau und Seeland (1345–1432) sowie das Herzogtum Bremen-Verden (1654–1719). Zweimal, 1619 und 1742, waren Wittelsbacher Gegenkönige in Böhmen.

Als eine der bedeutendsten Dynastien Europas stellten sie zeitweilig auch die Könige von Ungarn (1305), Schweden (1441–1448 und 1654–1720), Dänemark und Norwegen (1440) sowie von Griechenland (1832–1862). Die Wittelsbacherin Sophie von der Pfalz, mütterlicherseits eine Stuart, wurde durch den Act of Settlement von 1701 Erbin des englischen, ab 1707 britischen Throns.

Die meisten der zahlreichen Linien der Wittelsbacher sind heute erloschen. Die heute lebenden Familienmitglieder entstammen der Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld.

  1. Die Familienbezeichnung Wittelsbacher stammt nicht aus dem Mittelalter, sondern wurde später geprägt. Vgl. Tobias Weller: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (Rheinisches Archiv, Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Bonn 149), Köln/Weimar/Wien, 2004 (zugleich Diss. Bonn 2001/02), S. 751 Fn. 1; Franz Fuchs: Das »Haus Bayern« im 15. Jahrhundert. Formen und Strategien einer dynastischen »Integration«. In: Werner Maleczek (Hrsg.): Fragen der politischen Integration im mittelalterlichen Europa. (Vorträge und Forschungen 63), Ostfildern 2005, S. 303–324, S. 323 f.

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