Zentralismus

Karte der Staaten mit unitärer Verfassung

Der Begriff Zentralismus bezeichnet ein Strukturprinzip zur Kennzeichnung einer gesellschaftlichen Raumordnung, die zentral organisiert ist.[1] In diesem allgemeinen Verständnis wird Zentralismus in einem Gegensatz oder als ein komplementäres Prinzip zum Regionalismus aufgefasst.[2] In der Politik bedeutet Zentralismus das Streben, alle Kompetenzen im Staat bei einer zentralen obersten Instanz zu konzentrieren.[3] Wird dieses Streben gesellschaftliche Wirklichkeit, so wird der Begriff ebenso zur Kennzeichnung von charakteristischen Strukturen eines politischen Systems, insbesondere bei Regimen, verwendet.[4] Eine Ausdrucksform findet der Zentralismus in einem zentralistisch organisierten Einheitsstaat (Zentralstaat), der durch eine ausschließliche Konzentration der politischen Souveränität auf der nationalen Ebene gekennzeichnet ist.[5] In der Religion wird der Begriff zur Beschreibung zentralistischer Strukturen der Organisation von Kirchensystemen verwendet;[6] in der Wirtschaft zur Kennzeichnung von Planwirtschaften sowie zentralistischen Konzernstrukturen.[7]

  1. Günther Ammon, Michael Hartmaier: Zentralismus und Föderalismus - die zwei prägenden Strukturprinzipien der europäischen Raumordnung. In: Günther Ammon, Matthias Fischer u. a. (Hrsg.): Föderalismus und Zentralismus. Europas Zukunft zwischen dem deutschen und dem französischen Modell. Baden-Baden 1996, S. 11–26, ISBN 3-7890-4446-6.
  2. Christof Dipper: Deutschland und Italien 1860-1960. Politische und kulturelle Aspekte im Vergleich. München / Oldenbourg 2005, S. 37, ISBN 3-486-20015-1; Winfried Böttcher (Hrsg.): Subsidiarität - Regionalismus - Föderalismus. Münster 2004, S. 178, ISBN 3-8258-6752-8; Manfred Kittel: Provinz zwischen Reich und Republik. München / Oldenbourg 2000, S. 322, ISBN 3-486-56501-X.
  3. Dudenredaktion (Hrsg.): Deutsches Universalwörterbuch. 5. überarb. Aufl. Mannheim / Leipzig / Wen / Zürich 2003, S. 1850, ISBN 3-411-05505-7.
  4. Horst Möller (Hrsg.): Nationalsozialismus in der Region: Beiträge zur regionalen und lokalen Forschung und zum internationalen Vergleich. München / Oldenbourg 1996, S. 313, ISBN 3-486-64500-5; Manfred Alexander: Kleine Völker in der Geschichte Osteuropas. Stuttgart 1991, S. 87, ISBN 3-515-05473-1.
  5. Dieter Nohlen, Florian Grotz: Kleines Lexikon der Politik. 4. aktualisierte und erw. Aufl., München 2007, S. 152, ISBN 978-3-406-51062-5.
  6. Ernst Troeltsch: Protestantisches Christentum und Kirche in der Neuzeit. Berlin / New York 2004, S. 307, ISBN 3-11-016341-1; Peter C. Hartmann: Die Jesuiten. München 2001, S. 22, ISBN 3-406-44771-6.
  7. Werner E. Thum, Michael Semmler: Kundenwert in Banken und Sparkassen. Wie Berater Ertragspotenziale erkennen und ausschöpfen. Wiesbaden 2003, S. 59, ISBN 3-409-12427-6; Egbert Deekeling, Olaf Arndt: CEO-Kommunikation. Strategien für Spitzenmanager. Frankfurt a.M, / New York 2006, S. 123, ISBN 3-593-37948-1.

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