Zirkumzision

Zirkumzision an einem Jungen in Zentralasien, vermutlich Turkmenistan (um 1870)

Zirkumzision (von lateinisch circum ‚um, herum‘ / lateinisch incisere ‚schneiden‘: lateinisch circumcisio ‚Beschneidung‘), auch männliche Beschneidung, meint in erster Linie die vollständige Entfernung der männlichen Vorhaut.[1] Mittlerweile wird entgegen der ursprünglichen Bedeutung vielfach auch eine teilweise Entfernung der männlichen Vorhaut als Zirkumzision angesehen. Die Zirkumzision gehört zu den weltweit am häufigsten durchgeführten körperlichen Eingriffen und wird meist aus religiösen und kulturellen Beweggründen durchgeführt, selten mit medizinischer Indikation.

Gegenwärtig sind schätzungsweise zwischen 33 %[2][3] und 39 %[4] der männlichen Weltbevölkerung beschnitten. Die Beschneidung von gesunden Kindern am achten Lebenstag gilt im Judentum als Gebot Gottes. Der Koran erwähnt sie nicht ausdrücklich. Dennoch ist sie in islamisch geprägten Ländern als Sunna weit verbreitet und wird im Kindes- oder Jugendalter durchgeführt. In einigen Gesellschaften ist die Beschneidung ein Initiationsritual; dieses Ritual symbolisiert die Aufnahme des Jugendlichen in die Gemeinschaft der erwachsenen Männer.

Die Zirkumzision ist eine von mehreren Behandlungsmöglichkeiten (s. z. B. Triple Inzision), die beispielsweise bei schweren Formen der pathologischen Phimose als indiziert gilt, wenn Behandlungsalternativen nicht erfolgversprechend sind oder zuvor keinen Heilungserfolg brachten.[5]

Die Zirkumzision als Routineeingriff ist besonders bei Minderjährigen umstritten, wenn auch nicht annähernd in einem Maße, das mit dem der universellen Ächtung der Weiblichen Genitalverstümmelung vergleichbar wäre. Von vielen Kinderschutzverbänden und einem Teil der Ärzteorganisationen wird die nicht medizinisch begründete Beschneidung abgelehnt, da sie den Körper irreversibel verändere und bei nicht einwilligungsfähigen Jungen nicht im Einklang mit Gesundheitsschutz und Kindeswohl stehe.[6] Im angelsächsischen Bereich gibt es schon länger eine gesellschaftliche Debatte zwischen Gruppen von Gegnern der Beschneidung („Intaktivisten“-Bewegung) und Befürwortern. Umstritten sind insbesondere medizinischer Nutzen und Risiken, bei Kindern auch ethische und rechtliche Aspekte sowie die Beurteilung im Hinblick auf die Menschenrechte, vor allem das Recht auf körperliche Unversehrtheit.

  1. Männliche Beschneidung. (Memento vom 23. November 2015 im Internet Archive) (PDF) Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, Eschborn, Januar 2011.
  2. World Health Organization and Joint United Nations Programme on HIV/AIDS (Hrsg.): Male circumcision: global trends and determinants of prevalence, safety and acceptability. Genf 2007, ISBN 978-92-4159616-9, S. 7 (unaids.org [PDF; 2,1 MB; abgerufen am 24. Oktober 2011] UNAIDS, ISBN 978-92-9173-633-1).
  3. Bijan Fateh-Moghadam (2010): Religiöse Rechtfertigung? Die Beschneidung von Knaben zwischen Strafrecht, Religionsfreiheit und elterlichem Sorgerecht. In: Zeitschrift für rechtswissenschaftliche Forschung. Heft 2, S. 115–142, Volltext (PDF; 200 kB).
  4. Brian J Morris, Richard G Wamai, Esther B Henebeng, Aaron AR Tobian, Jeffrey D Klausner: Estimation of country-specific and global prevalence of male circumcision. In: Population Health Metrics. Band 14, Nr. 1, 1. März 2016, ISSN 1478-7954, S. 4, doi:10.1186/s12963-016-0073-5, PMID 26933388, PMC 4772313 (freier Volltext) – (biomedcentral.com [abgerufen am 8. Mai 2021]).
  5. Phimose und Paraphimose. (Memento vom 11. Dezember 2017 im Internet Archive; PDF; 210 kB) Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie.
  6. Fünf Jahre nach Bundestagsbeschluss: Ärzte kritisieren Beschneidungsgesetz. In: Spiegel Online. 11. Dezember 2017, abgerufen am 9. Juni 2018.

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