Flechte

Flechten treten in sehr verschiedenen Farben auf
Auch trompetenförmige Strukturen sind etwa bei Vertretern der Gattung Cladonia nicht selten

Eine Flechte (lateinisch Lichen) ist eine symbiotische Lebensgemeinschaft zwischen einem oder mehreren Mykobionten (aus altgriechisch μύκης mykes „Pilz“ und -biont „Lebewesen“ aus altgriechisch βίος bios „Leben“) und einem oder mehreren Photobionten (aus altgriechisch φῶς phōs „Licht“). Die Wissenschaft von den Flechten ist die Flechtenkunde oder Lichenologie.

Mykobionten sind Pilze. Photobionten sind Grünalgen oder Cyanobakterien, die mittels Photosynthese Licht in chemische Energieträger umwandeln. Die Eigenschaften der Flechten unterscheiden sich deutlich von jenen der Organismen, aus denen sie sich zusammensetzen. Erst in der Symbiose – eine für die beteiligten Arten nützliche Lebensgemeinschaft – bilden sich die typischen Wuchsformen der Flechten heraus, und nur in symbiotischer Lebensgemeinschaft mit Photobionten bilden Mykobionten die charakteristischen Flechtensäuren. Grünalgen in Flechten bezeichnet man auch als Phykobionten,[1] Cyanobakterien in Flechten auch als Cyanobionten.

Weltweit gibt es rund 25.000 Flechtenarten. In Mitteleuropa kommen davon etwa 2000 vor. Der Anteil endemischer Arten, die nur in einer begrenzten Region vorkommen, ist bei Flechten viel niedriger als bei Blütenpflanzen. Flechten werden immer nach dem Pilz benannt, der die Flechte bildet, da es meist dieser ist, der ihr die Form und Struktur gibt. Mehrere Photobionten können in einer Flechte vorhanden sein. Jüngste Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass auch mehr als eine Pilzart in einer Flechte vorkommen kann.[2][3] In der biologischen Systematik werden Flechten den Pilzen (Fungi) zugerechnet, unter denen sie als eigene Lebensform eine Sonderstellung einnehmen; sie werden nicht den Pflanzen zugerechnet.

  1. H. Ettl, G. Gärtner: Syllabus der Boden-, Luft- und Flechtenalgen. 2. Auflage, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 2014, 773 S.
  2. Toby Spribille, Veera Tuovinen, Philipp Resl, Dan Vanderpool, Heimo Wolinski, M. Catherine Aime, Kevin Schneider, Edith Stabentheiner, Merje Toome-Heller, Göran Thor, Helmut Mayrhofer, Hanna Johannesson, John P. McCutcheon: Basidiomycete yeasts in the cortex of ascomycete macrolichens. In: Science. doi:10.1126/science.aaf8287 (englisch, sciencemag.org).
  3. Ed Yong: How a Guy From a Montana Trailer Park Overturned 150 Years of Biology. Abgerufen am 23. Juli 2016 (amerikanisches Englisch).

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